Sonntag, 21. April 2013

...persönlich...sensibel...

Da das was ich hier sagen möchte tatsächlich sehr persönlich ist, ist es nicht leicht für mich einen Anfang zu finden. Ich schreib einfach mal drauf los...
Als ich noch sehr jung war, war das Wort sensibel in meinem Umfeld ein Schimpfwort. Sensibelchen, Heulsuse, Waschlappen, Schwächling  etc., etc...! Ist das heute anders...?! Sind sensible Lebewesen tatsächlich auch schwache Lebewesen?

NEIN...

Ich selber lebe durch und mit der Stärke sehr sensibler Lebewesen! Angefangen bei mir selbst, über meinen Mann bis hin zu unseren Tieren. Die Feinfühligkeit unserer Tiere ermöglicht es uns überhaupt mit ihnen zu leben, ermöglicht es mir überhaupt mit Tieren zusammen zu sein. 
Als ich 1992 an Multiple Sklerose erkrankte, war ich halbseitengelähmt. Das bedeutete erst einmal das Aus für alle bisherigen Aktivitäten meines/unseres Lebens! Wir mußten uns also komplett neu orientieren. Nachdem ich durch  einige Stationen Kranksein geschlichen war, ging es mir immer und immer besser und ich wollte wieder Leben. Leben beinhaltet für mich auch, mit Hunden zu leben. So, und nun...? Das Kind noch klein, der Mann natürlich (GsD) berufstätig und ich ein Hinkebein...! Aussichtslos???

Nein...

Dank der Feinfühligkeit der Tiere und einem grandiosen Heilpraktiker und einer sensiblen Hundezüchterin hatte ich Hoffnung! Diese Kombination machte es möglich, dass 1998 wieder ein Hundekind bei uns einziehen konnte. 
Der Heilpraktiker stellte mich wieder auf die Beine. Er half mir dabei laufen zu lernen und meine Sensitivität zu stärken, sie als meine Stärke zu nutzen. Er zeigte mir eine andere Sicht auf das Leben. Die Hundezüchterin zeigte mir ebenfalls eine andere Sicht. Sie zeigte mir, dass auch hier viel Stärke im Feingefühl liegt, dass Sensitivität nicht Schwäche bedeutet. Auch und gerade nicht bei Tieren. Im laufe der Jahre habe ich dann immer mehr verstanden und verinnerlicht, was das bedeutet. Ich habe von meinen Tieren gelernt was Aufmerksamkeit bedeutet und Achtsamkeit ist.
So bin ich nun bei Merlin oder Merlin ist bei uns! Dieser junge, noch unerfahrene Hund spürt immer und ganz genau, wie und wo ich stehe. Im Winter, als Eis und Glätte vorherrschten, war Merlin gerade mal 4 Monate jung. An einer besonders holperigen Eisstelle sagte ich, er müsse jetzt besonders langsam gehen... Er schaute mich an...Er ging ganz langsam! Wenn es mir nicht gut geht und ich liegen muss, legt er sich neben mich...Übe ich draussen mit ihm Gehorsam, macht er alles etwas langsamer als die anderen...Aber er macht es suuuper! Solche Beispiele für Achtsamkeit kann ich noch mehr geben...unser verstorbener Hund Platon, hinkte sogar mit...:))...manchmal! Aus diesem Grunde fehlt mir auch jedes Verständnis für die Anweisungen vieler Hundetrainer, man müsse immer schneller und wendiger sein als der Hund. Man müsse ja ' Besser' , weil Vorbild, sein. Es macht möglicherweise mehr Spass, doch notwendig ist das nicht. Notwendig ist der sensible Umgang miteinander. Die Aufmerksamkeit auf mein Gegenüber. Wenn Schnelligkeit, sowohl geistig als auch körperlich, eine Vorraussetztung wäre um einem Hund notwendige Verhaltensregeln nahezubringen , könnte kein Mensch mit einer Behinderung, mit einem Hund leben. Dann ginge das erst dann wieder, wenn die Behinderung so gross ist , dass ich einen Behindertenbegleithund brauche und ich ihn mir leisten kann. Und wenn ich nicht so stark behindert bin...? Muss ich dann auf einen Hund verzichten? Muss ich dann auf all die Freude verzichten, die mir mein Hund schenkt? Nur weil die Ansprüche einiger ' Hundeexperten' das so vorgeben? Ich habe über genau dieses Thema mit einer befreundeten Hundezüchterin gesprochen....Das Grauen wurde wahr...sie kennt eine Züchterin, die aus genau diesem Grund, eine an Multipler Sklerose erkankte Frau, als Käuferin eines Welpen abgelehnt hat...?!? Gut, als verantwortungsbewusste Züchterin ist es sicherlich notwendig genau hinzusehen! Abzuwägen, wer für meine Welpen ein 'guter ' Besitzer ist, ist sicher nicht leicht. Doch eine Diagnose als Begründung zu nehmen ist meiner Meinung nach oberflächlich und abwertend.
Wäre mein Mann nicht ebenso 'Hundverrückt', würde ich mir meine Hunde nicht zutrauen, da hätte ich dann doch zu viel Sorge um den Hund. ( im Krankheitsfall , wenn nichts mehr geht )
Was hab ich für ein Glück ! Sowohl damals als auch heute! Ob das wohl mit Sensitivität zu tun hat...?
Hiermit möchte ich sagen wie gut es mir geht!!! Dank all der Lebensfreude die ich durch meine Tiere erfahre, bekomme ich an Tagen an denen es nicht so gut ist,  doch immer wieder einen grossen Schub Lebensmut!

Wenn ich dann andere Hundebesitzer von ihren Aktivitäten erzählen höre, wo sie überall waren, was für Sportskanonen doch im Besonderen Pudel sind und wieviel Freude ihre Tiere dabei haben, werde ich doch sehr nachdenklich. Ich schaue dann meine Beiden an und vesuche herauszufinden ob sie trotz des Verzichts auf mehr Aktivität glücklich sind! Und...

Ja...

sie sind glücklich... , zufrieden..., ruhig... und ...ausgeglichen...! Weil wir sie lieben...und sie bei uns sind, weil sie immer und überall dabei sind! Wenn man bedenkt, dass Sporthunde darauf trainiert werden eine bestimmte Sportart zu erlernen, Assistenzhunde als Hilfe für Menschen mit einer bestimmte Erkrankung ausgebildet werden, lernen unsere Hunde, sich auf meine Tagesform einzustellen! Ich denke, die Frage mit 'kopfmässiger' Auslastung hat sich hiemit selbst beantwortet! Für die körperliche Auslastung kann ich sorgen, ohne mich selbst körperlich zu überfordern.
Alles ist wie immer eine Frage des miteinander Wollens...







Einen sensiblen und feinfühligen Hund zu besitzen ist ein Segen und keine Schande, im Sinne von... Schwächling!!!



        




4 Kommentare:

  1. Liebe Sabine ,
    mir läuft eine Gänsehaut eiskalt über den Rücken !

    Wahre Worte : Einen sensiblen und feinfühligen Hund zu besitzen ist ein Segen und keine Schande...und wer das verstanden hat und sich verinnerlicht wird genau so fühlen wie Du und Ich und wird genauso glücklich sein mit seinem ach so sensiblen Hund!

    Viel mehr ist dem nichts mehr hinzu zu fügen !

    Lieben Gruß und einen guten Start in die neue Woche !
    Volker & die Fellnasen

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  2. Liebe Sabine.
    Oh Gott, solch ehrliche Worte.
    Ich kann da nur sagen, " in der Ruhe liegt die Kraft"
    Ich wünsche dir ganz viel Gesundheit.
    Liebe Grüße Dagmar

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    1. Dankeschön...:))

      Liebe Grüße auch an dich...

      Sabine

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